Optimierungspotential

Manchmal bekomme ich kurze Panikattacken, wenn ich befürchte, irgendetwas wichtiges verloren zu haben. Gestern, beim Verlassen des Niedersachsenstadions nach dem grandiosen Sieg gegen Mainz 05, war ich einige Minuten lang auf der Suche nach der 96-Dauerkarte. Fehlanzeige in allen vier Hosentaschen, Fehlanzeige in acht durchsuchten Taschen der Regenjacke. Mein Gedanken kreisten schon um die Wiederbeschaffung der Dauerkarte, was im Prinzip möglich sein sollte, da sie sich auf einen bestimmten Sitzplatz bezieht und man die verlorene Karte sicher sperren lassen kann. Die Karte fand sich dann nach besonnenem Abtasten der Regenjacke in Innentasche Nr.9.

Nächtliche Alpträume, die sich um das Verlieren oder Suchen von diesen Alltagsutensilien wie Schlüssel, Scheckkarten, Geld, Handy, USB-Stick und ähnlichem drehen, habe ich öfter. Es scheint zumindest ein mich belastendes Problem zu sein.

Warum dieses Thema hier im Blog? Technisch wären doch fast alle diese Dinge verzichtbar und durch ein einziges RFID-Chip irgendwo unter der Haut ersetzbar. Zumindest alle Schlüssel, alle Scheckkarten und das Geld. Handy ist vielleicht etwas komplizierter. Die Google-Brille ist ja auch keine Lösung, weil man dann ständig die Brille suchen würde.

Als Kontra stehen natürlich viele Argumente: Die Verdichtung aller Zugangsdaten auf einen Speicher bietet mannigfaltige Gefahren des Missbrauchs. Die NSA und andere Schlappmützendienste würden sich allerdings freuen über die Konsolidierung. Der Marketingeffekt der bunten Einkaufskarten würde wegfallen. Schlüsseldienste müssten sich auf Schuhreparaturen reduzieren. Das Smartphone als Statussymbol würde u.U. auch wegfallen. Taschendiebe müßten sich neue Berufsfelder suchen. Der gemeine Raubüberfall auf der Straße müsste neu gestaltet werden.

Ein Verfahren, das ich schon vor 30 Jahren bei Kaiser´s an der Kasse erlebt habe, würde sich allerdings kaum ändern: Dort standen manchmal Punkies hinter einem an der Kasse, haben ihren Tagesbedarf auf´s Band gelegt, und mit den Worten „Zahl mit!“ den Kunden davor aufgefordert seinen Sozialbeitrag zu leisten. Da mußte an niemanden Hand angelegt werden.