Cloud Erwartungshaltung

Im Migrationsgeschäft gibt es immer wieder größeren oder kleineren Klärungsbedarf. Angefangen vom Mißverständnis man könne Notes Applikationen durch Umbenennen der File Extension von NSF auf was auch immer einem SharePoint Server unterschieben, bis zu dem Irrglauben, dass eine Mailmigration für zigtausend User mal schnell am Freitagabend zu machen sei. Selbstverständlich vollkommen verlustfrei.

Eine anderes Mißverständnis besteht bei den Human Cloud Services. Mancher Kunde glaubt an das Wunder aus der Cloud. Wenn er denn schon brav, zukunftssicher und innovativ seine Mailboxen in die Cloud migriert hat, dann hofft er damit auch alle lästige Administrationstätigkeit und den HelpDesk in die Cloud verschoben zu haben.

Die maximale Erwartungshaltung ist, dass damit auch die User-Administration in der Cloud liegt. Microsoft macht das irgendwie. Über Tickets an cloud@microsoft.com. Ist sicher im E3-Preis drin.

Und den internen HelpDesk kann man auflösen. Telefon 0800 MICSOFT. Vanity Number. Wenn dann ein User eine Mail versehentlich in den Trash Folder geschoben hat oder der Finger zwische A und S in der Tastatur stecken geblieben ist, dann hilft ihm der O365 HelpDesk in 129 Landessprachen und 245 lokalen Dialekten wie Pfälzisch, Fränkisch, Cockney oder Lousiana Creole French. Und Gott ist ja in der Cloud auch nicht so weit weg.

Microsoft definiert „unlimited“ neu.

Seit einiger Zeit erfreut mich mein Outlook Client mit der Meldung „POSTFACH VOLL“. Laut ECP ist die Quota unlimited. Bisher habe ich zwar keine Einschränkungen beim Senden und Empfangen festgestellt, aber irritieren tut´s ja doch. Angeblich habe ich meine 3GB Quota um sagenhafte 79,1 MB überschritten. Welch ein Frevel.

Vielleicht ist die textliche Übersetzung des Wortes „unlimited“ auch 3 GB. Mein Freund bei Microsoft wird ohnehin wieder sagen: „Geh in die Cloud und dann hast du solche Probleme nicht.“ Vielleicht ist mein „Verstehen wollen“ auch nicht mehr zeitgemäß. Ich lass jetzt mal die Admins ran.

Die Service-Portale der „ganz“ Großen.

IBM_PortalDarf ich mal wieder ein bisschen lästern? Das gibt ohnehin mehr Likes als das Anpreisen unserer Skills.

Die Prozesse mit den großen Lieferanten sind immer noch die Hölle. Da nehmen sich IBM, Microsoft, Dell, Apple oder Google nichts. Der obige Screen Shot stammt aus dem IBM Business Partner Portal auf der Suche nach dem Eintrag für die ohnehin aberwitzige Prüfung “ Integrität bei Beziehungen zu Geschäftspartnern“. Ich werde dort seit ewigen Zeiten als Miss Jörg Allmann begrüßt, und nun werden mir chinesische Spaltenüberschriften geboten. Dies vom Vorreiter des Design Thinkings. Möglicherweise hat aber auch Watson über meine auf dem Bildschirm aufgesteckte Camera irgendein Prospekt vom chinesischen Bringdienst gesehen und das cognitive umgesetzt. Den Zertifikatseintrag habe ich übrigens nicht gefunden.

In den letzten Tagen haben wir für Kunden eine SharePoint-Instanz auf Microsoft Azure aufgesetzt. Im ersten Schritt alles ganz prima. Unklar war, wie weit wir denn in der Nutzung mit unseren MSDN Credits kommen. Vorsichtshalber haben wir immer alle Server runtergefahren, wenn sie nicht gebraucht wurden. Trotzdem – Notifications funktionieren ja – ereilte uns am Mittwoch die folgende Meldung :

msdnEine Nachfrage über den Microsoft Support erbrachte die Erkenntnis, dass dort das gleiche Directory-Chaos wie bei der IBM herrscht. Mehrere MSDN-Accounts auf den Namen holistic-net. Mal aktiv, mal tot. Mal mit Credit 130$ im Monat, mal ohne. Nicht zusammenführbar, Hintergrund ungeklärt. Die Credits wurden durch irgendeine ominösen Premium Storage Consumption verbraucht. Vermutlich die Treppenhausbeleuchtung im Rechenzentrum. Danke!

Liebe Cloud-Anbieter, in eure Angebote muss mehr Transparenz. Es kann nicht sein, dass jeder Cloud-Test zur ökonomischen Zeitbombe wird. Man stelle sich vor, wir hätten wesentlich mehr Credits. Die liegen dann ungeschützt auf der Herdplatte.

Über Apples iTunesConnect möchte ich mich jetzt nicht wieder aufregen. Mir ist allerdings unklar, wie dieses schneckenlahme, komfortfreie UI in größeren Testumgebungen als der unsrigen funktionieren soll.

Wir wünschen ein frohes Wochenende ohne Herstellerportale.

 

 

Microsoft kauft Xamarin

xamarinUnser CTO hat das schon vor einem Jahr vorausgesagt: „Irgendwann werden die von Microsoft gekauft.“ Wir setzen seit einiger Zeit auf das Xamarin Framework und haben damit sehr gute Erfahrung gemacht. Unser holistic smart café wurde auf Basis Xamarin von .NET nach iOS portiert. Auch die Android-Portierung werden wir mit dem gleichen Framework durchführen.

Portieren ist ja immer etwas Glücksache. Im worst case schreibt man alles pro Plattform neu. In Falle hsc konnten wir den ganzen Backend Code fast ohne Änderung übernehmen. Selbstverständlich muss man am Frontend nacharbeiten, aber Xamarin unterstützt bestens.

Die Jungs und Mädels aus San Francisco sind sehr responsive. Neue iOS Releases werden schnell unterstützt, Bugs zügig bearbeitet und man kann sie sogar anrufen.

Zu hoffen bleibt, dass Xamarin unter den Fittichen des Software Giganten Microsoft keinen Schaden nimmt.

Kleines Resumée der SharePoint Konferenz

Diverses 005Warten am Gate und Zeit zum mentalen Verschnaufen. Es hat sich rentiert. Viele neue Informationen. Interessante Leute kennengelernt. Gesteigerter Durchblick in der SharePoint-Welt. Als fast lebenslanger IBM Business Partner fragt man sich natürlich kontinuierlich: Was macht Microsoft anders oder gar besser? Faktum ist, sie machen es auf jeden Fall gut, sonst wären hier nicht 10.000 motivierte Leute herumgeturnt.
Ich denke, der Altersdurchschnitt der Teilnehnmer ist bei der SPC etwas niedriger als bei den Connect-Teilnehmern, der Dresscode ist etwas lockerer, es sind prozentual sicher viel mehr Entwickler als auf der Connect. Die Entwickler in der breiten Masse hat die IBM aus meiner Sicht verloren. Aber vielleicht will man die ja auch nicht mehr haben. Ist ja jetzt LOB angesagt.
Die Microsoft Community ist nicht weniger kritisch als die IBM Community. Auch hier wurden kritische Fragen zur Cloud-Manie, zur Lizenzierung, zur ersatzlosen Streichung von Infopath und anderen Themen gestellt.
Man hat das Gefühl, Microsoft ist näher dran an den Menschen, den Usern. Ob die Denke, dass alles immer mit einem Dokument (Word, Powerpoint oder Excel) anfängt, und sich daran die ganze Story entlanghangelt, kann man anzweifeln. Microsoft und IBM haben unterschiedliche Arbeitsparadigmen, unterschiedliche Sichtweisen, was denn das Kernproblem sei. Jeder an dem orientiert, was er hat bzw. kann.
Microsoft hat jetzt scheibchenweise Yammer integriert, die Social Story ist aber noch nicht so weit, wie sie bei IBM schon im letzten Jahr war. Zu IBM Connections sehe ich funktional keinen vollwertiges Pendant auf der Microsoft-Seite. Beim Thema UI hat Microsoft nach wie vor das bessere Händchen. Oslo macht Spaß, ist aber aus meiner Sicht nicht komplett. Man kann sich nicht immer nur an gesharten, geliketen und bearbeiteten Dokumenten beschäftigen.
Mit dem Thema Office Graph und Signals werden sich wiederum noch deutsche Betriebsräte beschäftigen. Da bin ich mir ganz sicher. Das ist aus manchem Blickwinkel eine Büchse der Pandora. Die IBM hat das aber auch schon mit den Activities in Connection erfahren müssen.
So, der Flug nach Cleveland ist weg. Am Gate kehrt etwas Ruhe ein. Ich warte nun auf meinen nach San Francisco und hoffe dass ich ein bisschen Diskussion über die Themen in Gang bringe. Man kann darüber so viele sinnvolle Diskussionen führen ohne im product bashing zu versanden. Machen wir das Beste daraus.

Die Cloud ist kein Ponyhof

Im Nachgang zur Microsoft Partnerkonferenz in Kassel lieferte Axel Oppermann einen pointierten Kommentar unter dem Titel „Beerdigt die Toten“. Ich würde ihm den Untertitel „Analyst treibt Unternehmen schriftlich in die Cloud“ geben. Ich finde aber, dass man dieser Diskussion noch ein paar Aspekte hinzufügen muss.
Auch ich bin der Meinung, dass in wenigen Jahren alles in der Cloud ist und dass es sich nur um ein verzweifeltes Zappeln der letzten Widersacher handelt, das wir zur Zeit erleben. Trotzdem ….
Die Cloud wird von den Befürwortern fast ausschließlich als technisches Thema, von den Gegnern als Vertrauens- bzw. Security-Thema diskutiert. Auch Axel Oppermann argumentiert, wie es sich von einem Analysten gehört, auf der technologischen und ökonomischen Metaebene.
Die Dinge sind jedoch profaner, menschlicher sozusagen. Aus meiner Sicht fehlen in der Diskussion 99% der Motivation, die Microsoft, IBM, Google und andere treiben. Es ist allein der Wille monopolistisch alles in Griff zu bekommen und im Griff zu behalten. Die Cloud ist das Mittel zur finalen Kontrolle des Marktes. Aus der Cloud gibt es kein zurück. Es ist kaum zu erwarten, dass irgendein Anbieter nennenswerte Unterstützung zur Migration raus aus der Cloud oder von Wolke A zu Wolke B bieten wird.
Wie gut man das im Griff haben kann, zeigt uns Apple im Consumerbereich seit Jahren. Wie Lemminge stürzen wir in den AppStore, geben unsere Geräte masochistisch als Geisel ab.
Selbst Oppermann meint, dass man von einer zunehmenden preislichen und lizenzrechtlichen Diskriminierung,die die Unternehmen in die Cloud treiben soll, ausgehen darf. Warum sollten diese Hebel wieder brav in die Asservatenkammer gelegt werden, wenn der Kunde dann erst mal am Haken hängt? Im Consumer Business stehen für mich alle Cloud-Angebote unter dem Motto: „Erst anfüttern oder technologischen Druck aufbauen, dann melken.“ Plötzlich flattern dann die monatlichen Rechnungen ins Haus. Im B2B-Markt funktioniert das nicht anders. Der Markt ist dort nur noch nicht so weit.
Wenn die freie Marktwirtschaft in der IT-Welt noch funktionieren würde, dann könnte man darauf vertrauen, dass sie auch bei den Cloud Services regulierend wirken könnte. Tut sie aber nicht. Wir haben alle in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass wir von Quasi-Monopolisten oder Kartellen umgeben sind.
Die technologische Diskussion über die Vorteile des Lebens in der Cloud können wir gerne führen, da stimme ich auch vielen Analysten zu. Aber leider ist Technologie nicht alles.

Der Himmel ist grenzenlos – Microsofts Skype Spionage und Facebooks Spamzentrifuge

Ich weiß, es ist keine Neuigkeit mehr und auf allen Plattformen haben viele Menschen schon ihre Meinung dazu gesagt. Ich tue es jetzt auch noch ganz schnell.

Heise-Ticker

Mein Weltbild: Microsoft, Facebook, Google und viele andere handelt nach dem Motto „Der Himmel ist grenzenlos“. Alles, was irgendwie technisch geht, wird auch gemacht, wenn irgendein Controller den Business Case gerechnet hat. Da gibt es 0,0 Hemmungen. Je lauter über Compliance, Ethik und ähnliches gesprochen wird, desto unverfrorener wird der Consumer im Hintergrund ausspioniert. Persönlichkeitsrechte sind was für Naivlinge. Und wir haben alles x-mal unterschrieben.

Man kann sich nur schützen, indem man weitestgehend die Finger von all diesen Plattformen lässt. Ansonsten ist man mitten drin und kann sich alles Jammern sparen.

Ein Facebook-Freund schrieb gestern über die neuesten Entwicklungen im News Feed: „IHR DENKT WOHL WEIL ICH DEN MIST IN DER SEITENLEISTEN NICHT ANKLICKE MÜSST IHR MIR DAS JETZT INS GESICHT SCHMEISSEN!?!?!“

Ja, so isses. Sie müssen. Und wir werden es trotzdem mitmachen. Und manche finden es auch gut so.