Die Wirtschaft läuft wieder, es geht aufwärts. Alles wird gut, und wir können uns wieder den Freuden des Lebens widmen. Woher ich das weiß? Ulrich Wickert hat es kürzlich in der Tagesschau angekündigt. Anja Kohl, die nette Dame mit dem Börsenkommentar, hat es auch gewusst. Vor allem ist unser Bundeswirtschaftsminister frohen Mutes und prognostiziert den lang ersehnten Wirtschaftsaufschwung. Und die müssen es doch alle wissen. Oder etwa nicht?
Endlich kann ich wieder eine Glosse ohne Grübeleien und Munter-mach-Parolen schreiben. Ich bin jetzt viel besser gelaunt und amüsiere mich über Dinge, die ich bis vor kurzem kritisiert habe. Zum Beispiel über den Stand der Technik in einer kleinen brasilianischen Niederlassung eines unserer Kunden. Ich war schon mehrfach gezwungen, handschriftliche Aufzeichnungen dorthin zu faxen. Jedes Mal ein aufregendes und zeitraubendes Erlebnis. Sicher gibt es die Möglichkeit, das Dokument zu scannen und anschließend zu mailen oder – ganz cool – auf den Digital Sender zu legen. Aber wenn die Südamerikaner ein Fax möchten, dann bekommen sie ein Fax.
Außerdem haben wir in unserem Büro keinen Digital Sender.
Beim ersten Faxversuch tippe ich die Nummer ein und siehe da, das Gerät unseres Kunden kann auch sprechen. Nach kurzem Klingeln ruft eine Frauenstimme aus dem Fax. Dieser Effekt ist uns allen bekannt, wenn der Empfänger ein kombiniertes Fax/Telefon hat. Vermutlich kann das Gerät in Brasilien auch Scannen, Kopieren, Grillen und Musik machen. Also wähle ich die gleiche Nummer per Telefon an, um die Dame zum Umschalten ihres Gerätes zu bewegen. Leider ergibt sich keine sprachliche Verständigungsebene – sie spricht weder Deutsch, noch Englisch oder Französisch und ich bin des Portugiesischen nicht mächtig. Unsere Sätze werden immer knapper. Am Schluss sage ich nur noch „Fax, Fax, Fax“. Plötzlich ein Freudenschrei auf der anderen Seite. Ein kurzes Rumpeln, hektisches, sich schnell entfernendes Schuhgeklacker. Jetzt passiert es. Ich eile zu unserem Fax und drücke die Wahlwiederholungstaste. Wie ein Wunder ertönen die bekannten Flötensignale, und das Fax gleitet durch das Gerät. Seitdem habe ich mehrfach Faxe geschickt, inzwischen aber das Vorspiel verkürzt. Ein Anruf von Deutschland nach Brasilien mit den Worten „Fax, Fax, Fax …“ genügt. Die
Klackerdame rennt los und ab mit dem Fax.
Die Handy-Weitwurf-Weltmeisterschaft in Finnland ist auch eine beeindruckende Technologieanwendung. Der Rekord von 66,72 m muss doch zu übertreffen sein. Es juckt mir in den Fingern, mein schönes 6310i. Ich könnte einen ähnlichen Gegenstand werfen, aber das ist nicht authentisch. Glücklicherweise hat mein Sohn gerade sein Handy verloren. Ich habe ihm meines geliehen, denn das Kribbeln im Handgelenk schien mir zu bedrohlich. Ein Testwurf über die Leine (Fluss in Hannover) war einfach verlockend. Nun sind bereits fünf Tage vergangen, und die Anwandlungen haben sich gelegt.