Zumwinkel hat entschieden, dass Ricke zurücktreten muss und durch Obermann ersetzt wird. Das ist so ähnlich wie wenn Doll entscheidet, dass Koller zurücktreten muss und diesen durch Matthäus ersetzt. Wenn man ein Unternehmen derart in der Serviceleistung heruntergewirtschaftet hat, wie Zumwinkel das mit der Deutschen Post AG getan hat und selbst eigentlich seinen Vorstandssitz schleunigst räumen sollte, dann wirkt es aberwitzig, wenn man andere Vorstandsvorsitzende davonjagt. Damit ich nicht falsch verstanden werde, meine Sympathie für Herrn Ricke hält sich in Grenzen und die Veränderung wird ihn finanziell auch kaum beunruhigen. An der Serviceleistung der Telekom wird sich auch durch Herrn Obermann nichts ändern. Ich werde weiter meine Telefonrechnung nicht verstehen, weiterhin werden sich dubiose Call-Center der Telekom bemühen mir alle paar Tage einen neuen Tarif aufzuschwatzen und ohne meine Zusage in der nächsten Rechnung verewigen, weiterhin werden Telekom-Router unters Volk gebracht, die Hackern Tür und Tor öffnen, weiter wird es nicht möglich, sein im Gestrüpp der Call-Center irgendeines Verantwortlichen habhaft zu werden.
Leider hat es auch Herrn Pischetsrieder erwischt. Gerade hatten wir Adressmaterial mit angeblich sehr validen Adressen erworben. Bei VW sollte Herr Pischetsrieder der geeignete Ansprechpartner sein. Schade, jetzt ist er weg. Über Herrn Winterkorn ist mir zu Ohren gekommen, dass er mit folgender Strategie VW auf Vordermann bringt: Alle Farben werden gestrichen. Es gibt nur noch schwarze VWs. Alle VWs werden 5cm tiefer gelegt. Es kommen zusätzliche Spoiler an jedes Fahrzeug, zur Not auch seitlich, 50 Zusatz-PS ins Handschuhfach. Man kann VW-Automobile in Zukunft nicht mehr kaufen, nur noch leasen. Handelsregisterauszug ist bei Vertragsunterzeichnung mitzubringen, denn Geschäfte mit Privatleuten sind unergiebig und lästig.
Auch das Marketingkarussell dreht sich weiter. Die FH Würzburg hat sich vom alten Sponsor getrennt. Der größte Hörsaal heißt nun nicht mehr „Audi-Max“ sondern „Aldi-Süd-Hörsaal“. Vorlesungsskripte werden vermutlich in schicken Aldi-Tüten verteilt. Heftchen zum Einkleben von Rabattmarken liegen bei. Wäre es volksgesundheitlich zu verantworten, dass man die Studiengebühr um 100€ pro Monat erhöht und dafür Aldi-Essensmarken ausgibt?
Bekommen wir noch die Kurve zur IT? IBM hat kürzlich den Lotus Expeditor – für Insider: [Ixpideiter] – ins Branding-Karussell geworfen. Seitdem versuchen sich – wie auf der DNUG-Konferenz in Kassel – hochkarätige Expertenrunden an der Deutung. Man stelle sich vor, ein Automobilhersteller würde ein neues Fahrzeug ankündigen und eine Expertenrunde auf der IAA würde darüber debattieren, ob es nun ein Fahrrad ist, oder ein Auto, ob es wohl einen Motor hat oder auch nicht, ob der Führerschein Klasse B ausreichen wird oder man doch BCE braucht.
Zum Abschluss dieses Jahres wünsche ich Ihnen ein frohes Fest mit der Telekom-Flatrate, dem T-Mobile-Handy, ihrem Audi TT oder dem schwarz-gespritzten Golf und einem Christstollen von Aldi-Nord oder -Süd. Wenn dann die Geschenke verteilt, die Gänse vertilgt sind, dann können Sie sich ja am 1. Weihnachtsfeiertag mal einen schicken Client mit dem Lotus Expeditor basteln.