Schon wieder ist ein Jahr zu Ende. Die Budgets für 2003 sind freigegeben und es gilt Aufträge zu sichern, bevor die Töpfe schon wieder leer sind. In unserer Geschäftswelt leben wir in einem rollierenden Verfahren. Monat für Monat dreht sich das Rad weiter. Dennoch, ein Jahreswechsel wirkt immer bereinigend: alte Bücher zu, neue Bücher auf. Bis Ende des ersten Quartals behalten wir dann den Schwung bei. Wenn es jedoch bis dahin nichts zu feiern gibt, können wir mit dem Jammern beginnen. Die Verschiebung von Wirtschaftsjahren halte ich für Selbstbetrug. Selbst wenn so mancher Stratege am liebsten Sonne und Mond verschieben würde – der Jahresrhythmus des Menschen hat seinen Sinn. Basta.
Sich selbst zu bedauern führt ohnehin zu nichts. So auch bei den Podiumsdiskussionen auf der jüngsten DNUG-Konferenz in Frankfurt beobachtet. Business-Partner äußerten sich sehr verärgert über wenig hilfreiche, teils irritierende Aussagen von IBM. Insbesondere, wenn es um das allseits geliebte Produkt Lotus Notes und dessen Zukunftsperspektiven ging. Aber die Mühlen mahlen langsam, im Positiven wie im Negativen. Die installierte Basis ist nicht wegzudiskutieren und auf die Tatkraft der Dienstleister angewiesen. Es liegt an ihnen, wie IT-Projekte gestaltet werden. Es gibt weitreichende Möglichkeiten, unter Schmerzen auch mit WebSphere.
Und was gibt es Neues bei den Global Playern?
Zum Beispiel das überarbeitete Preissystem der Deutschen Bahn. Seit der Einführung sind ein paar Wochen ins Land gegangen. Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, wie eine 50%ige Preiserhöhung als Fortschritt bezeichnet werden kann. Das Jahr ist aber noch jung und ich habe noch ausreichend Zeit darüber nachzudenken.
Keine neuen Verhaltensauffälligkeiten bei der Telekom. Es sei denn, es ist was Neues, dass ich meine Telefonabrechnung immer noch nicht verstehe. Mein persönlicher Trost, dem Mann im T-Punkt geht es genauso.
Den Banken geht es nach wie vor blendend. Ich rief kürzlich an einem Mittwoch, 12:58 Uhr, in einer Bank an. Mein gewünschter Ansprechpartner war jedoch gerade in den Feierabend entschwunden. Auf meine verwunderte Nachfrage, ob dies normal sei, bekam ich die empörte Antwort: „Erstens haben wir Gleitzeit, zweitens brauchen die Herren auch mal Freizeit, denn manchmal haben wir ja auch bis 18:00 Uhr geöffnet.“ Na denn: frohes Gleiten, in welchen Abgrund auch immer!
IBM sorgt nicht nur für strategische Irritationen, sondern nach wie vor für Amüsement. Aus „gewöhnlich gut informierten Kreisen“ erhielt ich eher zufällig ein Dokument der Abteilung Lotus Education Online. Auch hier zeigte sich, dass die Technik viele Möglichkeiten bietet. Wie sie sinnvoll genutzt wird, liegt jedoch alleine am Menschen. In grenzenlosem Gott- oder Technikvertrauen wurde ein englischsprachiges Original durch ein Übersetzungstool gejagt und offensichtlich unbesehen verschickt. Damit mutierte ein seriöses Dokument zu einer unfreiwilligen Lachnummer: Aus „Formula language enhancements (including looping)“ wurde „Formel-Sprachsteigerungen (zu setzen, einschließend) schlingend“ und aus „Topics include:“ wird „Tagesthemen Ein:“. Dass Lotus Empfehlungen für das ARD-Abendprogramm gibt, war mir neu…