Neulich las ich einen Zeitungsartikel über einen längst verstorbenen Papst. Dabei schlich sich ein Freudscher Lesefehler ein. Anstatt Papst Innozenz las ich Papst Insolvenz. Einerseits schmunzelte ich darüber, andererseits ärgerte ich mich, wie stark das Dauerthema „wirtschaftlicher Niedergang“ das Unter(nehmer-)bewusstsein prägt.
Ein italienischer Freund von mir ist weltweit im IT-Business unterwegs. Ich fragte ihn bei unserem letzten Gespräch, wie die Stimmungslage vergleichsweise in anderen Ländern sei. Nicht überraschend bestätigte er, dass auch international vieles erfreulicher laufen könnte. Deutschland belegt aus seiner Sicht aber den Spitzenplatz im Jammern. In keinem Land hänge man derart nihilistisch in den Seilen wie in Deutschland.
Wir erreichen in der Tat nichts, wenn wir unseren Horizont nicht über die fruchtlosen „Schröder oder hätte-doch-Stoiber“-Diskussionen erweitern. Es ist auch wenig konstruktiv, wenn die meisten Banker ihre Papierkörbe mit „Basel II“ beschriften und den Kopf in selbigen stecken.
Glücklicherweise ist der Forschungsdrang der IBM von solchen depressiven Befindlichkeiten unbelastet. In der Presse wurde jüngst unter dem Titel „Automatic Computing“ über eine neue Computergeneration berichtet. Diese überwacht komplett und vorausschauend den „Gesundheitszustand“ des Systems und ist gegebenenfalls selbständig zu präventiven Reparaturen fähig. Ein sinnvoller Ansatz und eigentlich logischer Schritt. Denn die bisherige Erfahrung zeigt, dass auch IBM-Hardware ad hoc und unerwartet den Dienst einstellt und den Benutzer in ein Vakuum stürzt.
Leider wird sich dadurch die Komplexität der Systeme nicht verringern. Im Gegenteil, vermutlich wird der Bootvorgang eines PCs durch den Gesundheits-Check mehrere Minuten dauern. Ebenso sollten Mitarbeiter den Shutdown eine Viertelstunde vor Arbeitsschluss starten, um rechtzeitig zur Workout-Party zu kommen. Ein Kollege bei Microsoft wollte mir vor einigen Monaten stolz demonstrieren, dass XP um Dimensionen schneller boote als Windows 2000. Der spontane Vergleichstest ergab eine Minute, zehn Sekunden für W2K und eine Minute, zwölf Sekunden für XP. Soviel zu Performance-Verbesserungen um Dimensionen. Lag es damals noch am Debug-Code in XP?
Nicht nur der Forschungsdrang, auch der Humor bei IBM ist ungebrochen. Das zeigte sich, als ich Gerüchten über ein Produkt namens Easysync 4.2 nachging. Auf meine Mail-Anfrage bei einem IBM-Mitarbeiter erhielt ich die Antwort, dass er über Google fündig geworden sei. Einziger Beweis für die Existenz des Release sei die Firma Bill Leckie Computers Ltd., Auckland, New Zealand. Diese bietet das gesuchte Release für 194 NZ$ an. Allerdings: No cards accepted! Na denn. Ich prüfe gerade, ob der Händler fünf Sixpacks Fosters als Bezahlung akzeptiert, um die horrenden Gebühren für eine Auslandsüberweisung zu sparen.
Nachtrag, November 2008: Sowas ähnliches wie die selbstheilende Software habe ich mit dem unseeligen Konglomerat von Windows Vista und Lenovo-„ich-bin-auch-schlau“ bereits auf meinem Rechner. Er braucht zwar 5-8 Minuten zum Booten, aber wen interessiert das schon.