Im Big Business hat sich berufsübergreifend ein gewisses Standard-Set an Utensilien entwickelt, das man als moderner Geschäftsmann oder „tough“e Geschäftsfrau immer bei sich haben sollte:
Zur Basisausrüstung gehören eine Geldbörse inklusive 23 Plastikkarten, Schlüsselbund und Handy. Je nach beruflicher Position und Aufgabe trägt der Business-getriebene Mensch noch ein Notebook einschließlich Zubehör mit, auf Reisen zusätzlich das Handy-Ladegerät. Letztgenanntes ist bei Geräten mit bestimmten Standards und einem Tick Risikofreudigkeit immerhin verzichtbar. Denn normalerweise findet sich überall ein passendes Ladegerät – vorausgesetzt man nutzt finnische Standards. Ein Palm Pilot rundet das Ganze ab: Ich persönlich verzichte aber (noch) darauf.
Temporär bin ich mit meinen nützlichen Dingen überfordert; spezifische Indizien weisen darauf hin. Manchmal gelingt es mir nicht mehr, dieses Set und seine Vollständigkeit im Griff zu behalten. Bei normaler Belastung ist alles mit vier bis sechs morgendlichen Handgriffen an Bord. Bei Arbeitsüberlastung geht die Suche los. Die verzweifelten Gedankengänge drehen sich um die Frage: „Wo habe ich Utensilie X zuletzt benutzt?“ Je nach Tragik ist die Suche mit Schweißausbrüchen, Flüchen, Selbst- oder Fremdbeschuldigungen verbunden.
Kürzlich habe ich wegen eindeutig kurzfristiger Überlastung innerhalb von 15 Minuten zuerst mein Handy und anschließend das Netzteil des Notebooks verzweifelt gesucht. Der Verlust des Handys war relativ schnell geklärt. Ich hatte es eine Stunde vorher während eines Telefonates einer Kollegin in die Hand gedrückt, worauf diese mit zwei Handys in der Tasche durch die Gegend lief. Die Kollegin rief mich auf dem Festnetz an und teilte mir den Fund mit. Ärgerlich war, dass mir der Sachverhalt selbst nicht mehr einfiel.
Komplizierter verlief währenddessen die Suche nach dem Netzteil. An den Steckdosen zuhause hing es nicht. Also rief ich per Festnetz – das Handy war ja weg – bei verschiedenen Besuchsorten der letzten beiden Tage an, an denen das Netzteil liegen geblieben sein konnte. Leider erfolglos, bis auf das freundliche Angebot eines Mitmenschen, mir ein Ersatznetzteil zur Verfügung zu stellen. Anschließend durchsuchte ich zum zwölften Mal die Lotusphere2002-Multi-Purpose-Rucksack-Notebook-Tasche. Und siehe da, plötzlich tauchte an diesem Wunderwerk der Vielzweck-Nutzung eine weitere Außentasche auf, die meinen vorhergehenden elf planlosen Durchsuchungen entgangen war. Das Netzteil war brav verpackt in der Tasche. Mein Ruhepuls war schnell wieder hergestellt. Ein Indiz für meine doch noch vorhandene Fitness?
Leider gehen nicht alle Suchvorgänge so glimpflich aus. Mal ist das Handy endgültig verschwunden, mal das Netzteil, mal der Geldbeutel. Mit einer gewissen Glückseligkeit erfüllen mich jene Momente, in denen ich mein Set nicht benötige. Oder, wenn ich Zeit habe nachzudenken, wie der technische Fortschritt das Leben vereinfachen könnte, würden wir uns nicht zu Sklaven unserer selbst machen.
P.S.: Zum Abschluss eine Nachricht in eigener Sache: Der „Shooting Star 2002“ ist bereits geboren. Er heißt holistic-net GmbH, und ich bin einer der Astronauten.