Das Problem der sinnvollen Informationsverteilung wurde bisher noch nicht befriedigend gelöst. Deshalb bleibt die persönliche Mailbox das Rückgrat unserer IT-Kommunikation – der eigene Informationscontainer wird gleichzeitig zum riesengroßen Mülleimer.
Eine kleine Ad-Hoc-Statistik meiner persönlichen Mailbox ergibt: 1996 hatte ich noch zu 100 Prozent meiner eingegangen Mails einen Bezug: Sie haben mich interessiert. 1997-1999 zeigten sich leichte, wenn auch nicht dramatische Einschränkungen. Anfang 2000 sank der Index schon auf 80 Prozent. Aktuell stelle ich mit Erschrecken fest, dass nur noch knapp 50 Prozent meiner Eingangs-Mails es wert sind, geöffnet zu werden. Der Rest ist erbärmlicher Werbeschrott.
Zuhause ist das Aussortieren von Werbeprospekten in der Tageszeitung ebenfalls lästig, in der Handhabung jedoch viel einfacher: Mit spitzen Fingern an einer Ecke angefasst, über dem Altpapier-Container geschüttelt, wird das Ganze erheblich leichter – und die Familie vor unsinnigen Konsumideen geschützt. Damit werden keine finnischen Wälder gerettet, aber immerhin die Nerven geschont.
Technisch sind wir durchaus in der Lage, mit gewissen Filtermaßnahmen auf den Mailservern die totale Überflutung zu verhindern. Leider müssen aber alle Nachrichten an Standard-Adressen wie „Info“, „Vertrieb“ oder „Support“ gelesen werden, wenn nicht unbesehen das wenige Wichtige der Vernichtung anheim geführt werden soll. Den unseligen Zeitgenossen, die durch Massenmails an die Info-Adressen aller Domänen ihre „Botschaften“ unters Volk bringen möchten, müsste irgendwie das Handwerk gelegt werden.
Wenn ich beim Bearbeiten meiner Emails als Erstes die lästigen Absender aussortiert habe, geht die inhaltliche Selektion der einzelnen Mails „würdiger“ Absender weiter. Das heillose Aneinanderreihen von URLs, das leider auch IBM mit Begeisterung betreibt, ist das nächste Übel. Lasst euch doch endlich mal etwas Besseres einfallen! Man kann doch nicht im Ernst verlangen, jedem dieser URLs mühsam zu folgen, um keinen wichtigen Sachverhalt zu verpassen.
Seit 1991 sprechen wir von Groupware, in sich wiederholenden Wellen von Knowledge Management, seit 1999 von Informations-Portalen – und in der Praxis kramen wir in unserer Mailbox-Mülltonne. Der Weg zum Paradies ist noch weit…
Einen kleinen Nachtrag zur Lotusphere 2001 in Orlando kann ich mir nicht verkneifen, denn es wird offenbar gespart. Von einem „Dinner“ beim Beacon Award Dinner war nichts zu merken. Die früher mit Spannung erwartete Party glich eher einem Kindergeburtstag, obwohl gerade Kinder nicht mitgebracht werden sollten. Dosenwerfen und Fangübungen stellten den Höhepunkt des Abends dar.
Der „Amerikaner an sich“ findet übrigens leichter ins Paradies: Er stellt sich geduldig in eine Schlange, rennt anschließend johlend um zwei Pappfiguren herum, und versucht dann, einen Football aufzufangen, den eine Wurfmaschine in seine Richtung schleudert. Fängt er den Ball, ist er drin – im persönlichen Paradies. Die besten schaffen das ganz cool mit einer Hand – in der anderen halten sie den Bierbecher.
Die Lotusphere in Europa ist für den Herbst übrigens gestrichen – was soll uns das sagen?