Zum Ersten … zum Zweiten … zum Dritten!

Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen demonstriert völlig neue Facetten flexibler Staatsmacht. Wenn es England nicht schon vorgemacht hätte, könnte das Vorhaben glatt als Aprilscherz im Wirtschaftsteil der Zeitungen durchgehen. Ein Staat versteigert Mobilfunk-Lizenzen! Pfiffig ist die Idee schon. Warum sollte Herr Eichel mühevoll an seinem Küchentisch ausrechnen, wie viel eine UMTS-Lizenz wert ist, wenn es doch viel einfacher geht? Er lädt zur Zocker­runde ein, den Rest erledigt die hochgelobte, freie Marktwirtschaft. Das Volk findet den Akt prickelnd und verfolgt den Showdown im Internet unter www.regtp.de. Virtueller Nervenkitzel mit echtem Geld. Der Staat verdient ja schon immer am Spieltrieb der Bürger mit, sei es über Lotterien oder Casinos.

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Ein gewisses Unbehagen ergreift mich dennoch bei diesem neuen Perfektionismus der freien Marktwirtschaft. Im unbeugsamen Glauben an die Selbstregulierung des Marktes werden Investitionen in gigantische Höhen katapultiert. Die mitsteigernden Unternehmen bekommen ihr Geld auf jeden Fall zurück. Wie immer werden auch diese Ausgaben auf die Verbraucher umgelegt. Das vergisst der “kleine” Claqueur völlig.

Die Kartellbehörden spielen inzwischen nur noch eine Feigenblatt-rolle. Sie könnten zukünftig wie die RegTP als “Adventure Games”-Veranstalter fungieren. Oder wie wär´s mit einem “Ministerium für Zocken im Großen” (BMZiG)? So könnte die RegTP die Versteigerung auf dem Münchner Marienplatz weitaus greifbarer inszenieren: Die Bieter auf Podesten, das kreischende Volk in der Mitte. Herrn Eichel würde das Ergebnis freuen.

Was könnte noch “unter den Hammer”?

Um das Verkehrsaufkommen zu regulieren, könnte der Zugang zu Autobahnen versteigert werden. Als Ersatz der “Käsethekennummern” wären jegliche Dienstleistungen von Behörden ein Thema. Wer am meisten zahlt, kommt zuerst dran. Brau- und Schankrecht wären auch gut, von der Zigarettensteuer ganz zu schweigen, weil sie – ähnlich der Handy-Benutzung – mit einem Suchtfaktor der Verbraucher verbunden sind. Dank des Börsen-Overkills sind der Fantasie wirklich keine Grenzen mehr gesetzt. Und überhaupt – wäre es nicht die Lösung aller Probleme, die EXPO zu versteigern? Herr Eichel – hier ist noch viel zu versilbern und zu vergolden.

Zurück zu den UMTS-Lizenzen. Es bleibt zu hoffen, dass diese neue Technologie möglichst bald ihre Umsetzung findet. Eine Datenübertragung über Handy mit 9600 Baud* ist nicht mehr zeitgemäß. Ich frage mich, wer da als Bremser auf der Leitung steht. Meine Replikationskosten auf dem Campingplatz freuen den Provider, für mich sind sie ein Horror. Aber – wie gesagt – die UMTS-Lizenzen müssen finanziert werden.

* Ich weiß, dass es auch schneller geht.

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