Als Gegenpol zu den hitzigen Diskussion über IBM Mail next und Ähnlichem will ich wenigstens ein beruhigendes Foto bieten. Es ist der nächtliche Blick von unserem Patio auf den Weg zwischen Dolphin und Swan. So ab Mitternacht ist auch die Abluftanlage des Restaurants gegenüber abgeschaltet, die uns ansonsten mit konstanten 70 Dezibel beschallt. Den Amerikaner stört sowas nicht.
Zurück zu den Debatten unter den Veranstaltungsteilnehmern. Am gestern erstmals als Mockup – ich denke man darf das so bezeichnen – gezeigten zukünftigen IBM Mail next scheiden sich die Geister. Auch muss die Reanimation des Themas Mail duch die IBM erst mal verdaut werden, nachdem man in den vergangenen Jahren Mail eher in die Commodity-Ecke ohne Innovationspotential geschoben hat.
Von „Schuß in den Ofen“ bis zu „Geniales Konzept“ habe ich schon alle Urteile gehört. Man muss allerdings feststellen, dass ohne Kenntnis der technischen Hintergründe und von Details die Urteile sehr subjektiv und von der aktuellen Laune des Fachmannes oder dessen Unternehmenszugehörigkeit geprägt sind. Die IBMer finden alles toll, was sollen sie auch anderes sagen. Microsofties, die hier als geduldete Industriespione unterwegs sind, können natürlich fast alles besser und prophezeien dem IBM Mail next keine nennenswerte Zukunft. Tenor: „Das sieht ja aus wie die Notes Welcome Page in neu, die wollte doch auch keiner“. Die Business Partner stehen zwischen den Fronten, je nach Hersteller-Affinität mehr auf der Feierer oder mehr auf der Skeptiker-Seite. Die Endkunden fragen sich, wie und ob sie hausintern für diesen neuen Mail Client argumentieren sollen. „Der Sprung ist zu weit!“, meint ein Kunde. Faktum ist, man weiß noch wenig Details über den neuen IBM Mail Client, außer dass er im Backend auf Domino Technologie laufen soll, zusätzliche Informationen aus allen möglichen Quellen aggregiert und Browser-basiert ist. Das UI finde ich persönlich erst mal sehr ansprechend. Die notwendige Funktionalität muss wasserdicht, performant und komplett noch geliefert werden. Ich befürchte, es wird noch ein Weilchen dauern, bis wir das Kind zumindest in der Cloud einem ernsthaften Test unterziehen können.
Archiv für den Monat: Januar 2014
Viele Schüsse gehört
Luis Benitez und David Brooks haben eine tolle Präsentation der zukünftigen Connection Features geboten. Rund um das User Interface und die Features von IBM Connections, und zwar dem Produkt, das wir bis gestern noch als IBM Connections bezeichnet haben, hat die IBM offenbar viele Schüsse gehört. Das UI wird mächtig verbessert werden und lang gefragte Funktionalitäten werden hinzugefügt.
Einige seien hier kurz aufgezählt:
- Man kann externe Besucher auf Communities zulassen, ohne ihnen Bereiche öffnen zu müssen, die man nicht offenlegen will (so z.B. die Profiles)
- Es gibt ein automatisch updatendes, in die Page eingebetttetes Inhaltsverzeichnis für große Wiki-Pages.
- Die Navigation scrollt nun zumindest in manchen Use Cases nicht mehr weg.
- Es gibt alternativ den Ephox EditLive! Richtext-Editor
- @Mentions können an vielen Stellen verwendet werden, wo das bisher nicht ging.
- Man kann eigene Listen mit eigenen Filtern definieren.
- Man kann beliebige Elemente einer Community zur Landing Page der Community deklarieren.
- Man hat Thumbnail-Darstellung der Communities.
- Die Features Files und Media Gallery sind sinnvollerweise miteinander verschmolzen worden.
- Ganz wichtig! Das File Explorer Plugin ist endlich um die Libraries ergänzt worden inkl. vieler notwendiger Funktionalitäten wie Check-In, Check-Out über das Context-Menu. Auch wichtig: Kommt auch für MAC!
- Es gibt ein automatisches FileSync für Mobile Devices.
- uvm.
Zu haben soll das alles in Q1 oder Q2 2014 sein.
IBM Connections – die neue Umverpackung
Neben der Technik gilt es auch immer neue Sortierungen der Begrifflichkeiten zu lernen. IBM Connections ist nun die Beschriftung einer umfangreichen Packung. In der Packung ist neben den ursprünglichen Connections Features auch Mail, Meetings, Chat und Docs sowie Content Management. Sametime wird somit eine Teilfunktion in der IBM Connections Packung. Schnittstellen können über XPages und das IBM Connections SDK tool-kit geschaffen werden. Und alles ist blau.
OGS done
Die Opening General Session ist gelaufen. Die ersten Kommentare sind zumindest zwiespältig. IBM setzt auf Line of Business Solutions. Das alte Gehotte durch die verschiedenen Produkte ist absolut out. Die ganz alten Haudegen unter uns, die mit der Stopuhr auf die erste Erwähnung des Namens Notes gewartet haben, haben umsonst gewartet. Der Daumen kann sich entspannen. Es ist aber sicherlich falsch, wenn man in solch einer OGS sitzt und wartet, bis man Bekanntes mit leicht verständlichen Optimierungen findet. Dennoch darf der Business Partner sich natürlich fragen: „Und wo ist mein Business?“ oder der Endkunde: „Wie weit bin ich von den gezeigten Visionen entfernt?“
Das neue IBM Mail next – die einzige ansatzweise konkrete Demo – sieht ganz beeindruckend aus. Ansprechendes Frontend, ansprechende Ideen der Informationskonsolidierung und Visualisierung. Über das Backend hat man in der OGS leider gar nichts gehört. Jeff Schick sagte zumindest: „Browser based“. Folglich bleiben wir alle in dieser Sache noch etwas ratlos. Aber es sind ja noch 4 Tage Zeit, um in die Nebelschwaden einzutauchen. Soweit bisher verstanden, wird die ganze ehemals gelbe Palette nun unter IBM Connections einsortiert, auch Mail, auch Sametime in allen Facetten.
Weiter geht´s zur nächsten Session. Den Nebel vertreiben.
Dramatische Innovation
Die IBM Connect früher Lotusphere ist eigentlich eine sehr rituell geprägte Veranstaltung. Auf bestimmte Dinge konnte man sich in den letzten 20 Jahren verlassen. Die Reception Party am Sonntag, die Party am Mittwoch, die Choreografie der Opening General Session, das Boxed Lunch am letzten Tag und vieles vieles mehr. Nun müssen wir uns schon am ersten Tag mit ungeahnten Änderungen auseinandersetzen. Die Registration, der Ort wo man seinen Rucksack, seinen Badge (mit dem aufgeklebten RFID-Chip) und ein paar Materialien abholt, ist verlegt worden. Jahre, ja Jahrzehnte sind wir mit unserer Picture ID am Sonntag morgen in den selben Raum gestolpert, um dort von freundlichen, meist älteren Damen den Hinweis zu hören, dass man den Badge nicht verlieren darf. Nun war der Raum geschlossen. Stattdessen der Registration Desk 20m entfernt. Was mag noch kommen? Die Reception Party nicht mehr am Pool? Offenbar doch! Die Vorbereitungen im Nieselregen laufen. Zelt gib´s allerdings keins. Vor zwei Stunden hörte ich noch den Satz: „Der Einheimische weiß, wann es Regen in Florida gibt.“ Nun regnet´s. Die Party, die seit gefühlt 100 Jahren am Mittwoch stattfand, ist auf Dienstag verschoben. Unglaublich. Wir Teilnehmer kommen an die Grenze unseres Innovationsaufnahmevermögens. Was steht uns noch bevor? Unruhige Nächte?
Eines ist wie immer: Der Durchblick des Personals an der Hotel-Reception geht gegen Null. Reservierungswünsche sind nie angekommen, das Check-In dauert eine halbe Ewigkeit. Und nach einem Tag wird einem eine Aufforderung zum Check-Out mit einer verdoppelten Valet Parking Rechnung unter der Tür durchgeschoben. Danke!
Manches endet im Nirvana …
Gerade haben wir unser nächstes großes Assessment im Vorfeld einer Mailmigration von Notes/Domino nach Outlook/Exchange bzw. Office365 abgeschlossen. Wenn man eine Mailmigartion mit viel Schwung angeht, sollte man bedenken, dass damit einige Kollateralschäden in der Applikationslandschaft einher gehen können. Dann stellt sich ganz plötzlich die Frage: Welche Notes Applikationen könnten in ihrer Funktion unangenehm eingeschränkt sein, wenn ihnen das Mailsystem ganz oder teilweise entzogen wird? Coding, wie im Sreenshot gezeigt, greift dann ins Leere. Die Notes Mailbox gibt es nicht mehr oder sie ist zumindest leer. Wir helfen gerne mit schnellen, präzisen Assessments, damit das Heulen nicht zu groß wird.
Ist Social Business noch in?
Es war schon immer schwierig im Fahrwasser eines großen Herstellers Geschäfte zu machen. Vor allem diese amerikanischen Hersteller haben die Angewohnheit gelegentlich die Windrichtung neu zu definieren. Die Business Partner müssen dann sehen, dass sie den Schuß rechtzeitig hören und ihre Interpretation der globalen IT-Strategien entsprechend anpassen. Schwierig wird das, wenn es hidden agendas gibt, wenn der Hersteller selbst noch nicht so richtig weiß, wo der Hase lang laufen soll, oder wenn Announcements zwar raus sollen oder wollen, aber für Veranstaltungen wie die Connect 2014 aufgespart werden müssen.
Die Wertigkeit des Begriffes „Social Business “ in der Strategie der IBM ist im Moment nicht so klar zu erkennen. Auf der Landing Page der Connect 2014 ist er nicht zu finden, aber da ist ohnehin nichts inhaltlich Erhellendes zu finden. Geheimniskrämerei. Stefan Pfeiffer, seines Zeichens Marketing Lead Social Business für Europa bei der IBM, beschwört zwar die ungebrochene Relevanz des Social Business aus Sicht der IBM, aber eine der Hauptaufgaben von uns Business Partner bei der Connect 2014 wird sein, genau das zu verifizieren.
Auch die Experton Group redet in ihrem aktuellen Newsletter über das Thema: „Weshalb Social Business auch 2014 IT-Trendthema bleibt und bleiben muss“. Wenn es aber selbstverständlich wäre, dann müsste man es doch aber nicht so betonen. Irgendwie klingt das so ein bisschen wie das Gelübde eines Bundesliga Managers, der felsenfest versichert, dass der Trainer zum nächsten Spiel noch auf der Bank sitzt.
Um das abschließend klarzustellen: Wir halten das Thema nach wie vor für ein Verfolgenswertes und wir waren gerade erst auf dem Weg es in unserem Markt erfolgreich zu etablieren. Wir hoffen inständig, dass die IBM das Thema nun nicht in die hinteren Regale räumt, weil man mit Big Data, Watson, Cloud bis der Arzt kommt, IBM Workforce, Industry Solutions neue Hype-Themen nach vorne schieben muss.
On vera! – wie der Franzose sagt.
Der erste Kollege mit Fairphone
Pünktlich zu seinem Geburtstag konnte der erste Kollege sein Fairphone in Empfang nehmen. Wie er mir erläutert hat, wird es nicht als neueste technische Innovation vermarktet, sondern als soziale Innovation. Wikipedia sagt: „Fairphone is a social enterprise with the aim to develop a smartphone designed and produced with minimal harm to people and planet.“ Auch wenn das nicht in alle Verästelungen der weltweiten supply chain gelingt, so ist es doch ein lobenswerter Ansatz.
Die ersten technischen Erfahrungen:
- OS Android
- Gewicht 163 g lt. holistic-net-Küchenwaage
(zum Vergleich: iPhone 5, 113g) - 2 SIM Card Slots
- Google Apps nicht vorinstalliert
- 1 installierte App mit dem Titel „enjoy some peace“, mit der man das Smartphone für eine definierte Zeit in den Flugmodus schalten kann und somit seinen eigenen Frieden findet
Wer erklärt uns die Welt?
In gut 2 Wochen beginnt die Connect 2014 in Orlando. Für uns eines der Highlights im Konferenzkalender jedes Jahres. Wieder werden wir in der Opening General Session sitzen und uns erläutern lassen, wo der Hase langläuft – der Welthase, der IT-Hase, der IBM-Hase, der IBM-Software-Hase, der IBM-ICS-Hase, der IBM Workforce-Hase – wir wissen es nicht. Genau das ist die Krux. Speziell wir alten Lotus-Fans sehen uns ja gerne als den Mittelpunkt der IT. Das sind wir aber leider nicht. Wir sind ein kleines Sternchen in der Milchstrasse der IT und alle rund um uns definieren die Strassenrichtung, die Sternengröße und den Mittelpunkt ständig neu. Genug der Analogien.
Auf den Punkt gebracht: Ich fände es hilfreich, wenn sich ein IBM Executive von möglichst weit oben im Organigramm mal nach Orlando bewegen würde und uns die Welt erklärt. Warum nicht Ginni Rometty oder zumindest Steve Mills? Ich erinnere mich, dass vor Jahrzehnten Lou Gerstner mal den Weg zum Volk auf der Lotusphere gefunden hatte. Neben der Wertschätzung für die in Orlando anwesende IT Community könnte die Dame oder der Herr dann gleich die die IBM Software Philosophie im Ganzen rüberbringen. Wie sind die Themen Messaging & Collaboration, Social Business, Workforce, Social Analytics oder Big Data in der gesamten Software-Strategie der IBM verankert? Vielleicht könnten sie einige Verwirrungen auflösen. Ich befürchte nämlich, man versteht die Philosophie immer nur begrenzt, wenn man sie nur aus der Sicht von Alistair Rennie oder Kevin Cavanaugh erläutert bekommt.
11 Freunde Tauschbörse
Jetzt fragt sich der Fachmann: „Was hat eine Tauschbörse für Panini-Sammelbilder mit IT zu tun?“ Unter uns gesagt, es ist einer der am besten programmierten Workflows, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Man meldet sich bei der Tauschbörse an, gibt seinen Stickerbestand im Album ein und bekommt dann in sehr übersichtlicher Form die Tauschangebote angezeigt. Man klickt dann einfach auf Tauschanfrage und der Workflow startet. Der potentielle Tauschpartner bekommt per Email die Anfrage. Man tauscht Adressen aus, schickt sich die Bilder zu, ändert den Status in der Tauschbörse und zum Abschluß, wenn beide Tauschpartner den Erhalt der Sticker bestätigt haben, wird der Albumbestand aktualisiert. Bislang aus meiner Sicht vollkommen fehlerfrei. Es werden nur Bilder angeboten, die man noch nicht andersweitig reserviert hat. Ein Lob den 11-Freunde-Programmierern. Morgen posten wir dann wieder etwas mehr „business like“s.