Mail Migration gegen Managed Services

Managed Services klingen nach einer guten Idee. Jeder macht, was er kann. Der Kunde kümmert sich um sein Kerngeschäft. Die IT-Services kauft er bei einem Provider ein. Der Provider bietet Netzwerk, Application Server, Mail Server, File Server, Storage, virtuell und als Blech, alles gewürzt mit einer fetten Prise Firewalls und Proxys, ein Schuß MDM dazu und oben drauf noch Identity Management. Hochverfügbar im Tier-4-Rechenzentrum.

Ein bisschen kniffliger wird dann der Leistungskatalog. Grundprinzip des Kunden: Ich will alles! Zumindest Kulanz und Flexibilität.Grundprinzip des Providers: Wir machen nur, was im Leistungskatalog beschrieben ist. Wenn der Leistungskatalog aus Sicht des Kunden schlecht verhandelt ist, wird jeder zweite Handgriff des Providers gesondert abgerechnet. Kulanz ist da eher nicht das prägende Stichwort.

Das mag dennoch alles ganz nett funktionieren, wenn das Service Konstrukt im eingeschwungenen Zustand ist, und keiner daran rüttelt. Ein kleiner Change Request hier, eine kleine Erweiterung des Leistungskataloges dort. Leben und leben lassen.

Was vermutlich in keinem Leistungskatalog steht, kann aber passieren. Der Kunde bestellt eine „Mail Migration Notes/Domino nach Outlook/Exchange/O365“. Anfangs denken alle Beteiligten noch „lass kommen“. Die Puzzlesteine werden sich schon irgendwo im Leistungskatalog finden. Aber dann stellt sich heraus, dass das Projekt an den Grundfesten der Managed Services rüttelt.

Das Projektteam fordert:

  • Vollzugriff auf das Active Directory
  • Vollzugriff auf das Domino Directory
  • Vollzugriff auf die Domino Server
  • Vollzugriff auf die Exchange Infrastruktur oder die Cloud-Komponenten
  • Vollzugriff auf Migrationsmaschinen
  • Ein Change Request Window für den gesamten Projektzeitraum
  • Öffnen von Firewalls für neue Ports und Maschinen
  • und, und, und …

Der Provider sagt: „Geht nicht, gibt´s nicht!“. Und schon steckt das Projekt im Sand. Die Dauerschleife heißt dann: Bedarfe formulieren (die man unter anderen Bedingungen in 5 Minuten umsetzen könnte), diskutieren, verhandeln, beschließen oder auch nicht, warten, warten, warten. Der Provider besteht aus Sicht des Projektteams aus einer Ansammlung von grauen Männern, die einem die Zeit stehlen. Abgeschottet durch den Stellverteter des „Systems“, den Service Delivery Manager. Da kommt tägliche Freude auf.

Wenn das Migrationsziel die Cloud ist, läutet zusätzlich eine Vielzahl von Alarmglocken bei allen Beteiligten: Wie sind wir sicher? Wer ist in Zukunft für was verantwortlich? Was macht Microsoft? Was war eine Illussion, weil es Microsoft nicht macht? Sind wir „cloud ready“?

Der Kunde selbst trägt natürlich auch mit seinen Befindlichkeiten zum Versanden bei. Als Höhepunkt fordert das Projektteam noch den Zugriff auf die Mailboxen, auch die des Vorstandes. „Das haben wir jetzt so nicht gewußt!“. Aber wie soll man sonst Mails migrieren? Mancher Kunde kommt einem vor wie der Patient beim Arzt, der über eine klaffende Wunde am Oberschenkel klagt, sich aber weigert die Hose auszuziehen.

Unterm Strich würde ich sagen: „Managed Services bei einem externen Provider verdoppeln oder verdreifachen die Projektkosten und die Laufzeit des Migrationsprojektes.“ Wer sich das leisten kann und will, der sei beglückwünscht. Wer nicht, dem sollte das Projektteam sehr frühzeitig den vollen Umfang des Dilemmas offenbaren. Ansonsten wird das zur Schnitzeljagd mit Grabenkämpfen und endet in Frustration und endlosen Vorwürfen.

Beruhigend wirkt dann lediglich, wenn die Projektleitung sagt: “ Wir halten am Abschlußtermin des Projektes fest und Nachtragsbudgets sind leider nicht möglich!“

Senior Consulting 2018

Einstieg 1: Nach fast 12 Monaten Pause will ich trotz anhaltendem Projektstress mal wieder meine Kommunikation per Blog aufnehmen. Themen gibt´s genug, auf Podcasts habe ich keine Lust und Nachfragen von Freunden und Bekannten habe ich auch.

Einstieg 2: Der junge Mann links ist Marco Neumann. Unser virtueller Senior Consultant, Senior Developer, Senior Facility Manager, … In allen Bereichen mindestens 30 Jahre Berufserfahrung. Virtuelles Gehalt: Jenseits der 200K€ ohne die Extras. Vielleicht kennt man ihn auch als Fritz Kluge oder Maik Haumich, sei´s drum. Das Bild ist bezahlt. Solange wird die DSGVO in ihrem Abmahnpotential nicht komplett begriffen haben, nehmen wir nur noch gekaufte Bilder.

Nun zum Thema. Der Begriff Senior Consultant verfolgt mich wie ein roter Faden durch mein Berufsleben. In den jungen Jahren verband ich den Begriff mit den Unternehmen KPMG, Price Waterhouse, Boston Consulting. Teure Anzüge, teure Schuhe, mega-pseudo-schlau, immer würdevoller Gang, irrsinnige Tagessätze. Auch bei 35° im Schatten läuft der Senior Consultant mit Krawatte und Jacket durch die Gänge. Worst Case: Weißes Hemd beim Mittagessen bekleckert. Deshalb isst der Senior Consultant nie Spaghetti Bolognese. Allerdings kann die Tomatensoße auch vom Tischnachbar kommen.

Freitags ist der echte Senior Consultant nicht beim Kunden. Wenn doch, dann hat der Auftraggeber sein Selbstwertgefühl beschädigt. Und er ist immer schon Monate weg, wenn ein Unternehmen zu der Erkenntnis kommt, dass die von den Senior Consultants verfassten Konzepte nicht funktionieren.

In jüngster Zeit bin ich in Projekten mit einer Flut von Senior Consultants konfrontiert. Vermutlich werde ich selbst als solcher bezeichnet. Schließlich bin ich alt genug und schreibe auch Konzepte, erfülle somit ein Teil der Kriterien. Einsatzform und Erwartungshaltung an diese Senior Consultants halte ich jedoch oft für bedenklich.

Es besteht ein Hang dazu, diese Menschen wie moderne Sklaven in Projekträumen beim Kunden zu halten. Intelligente, flexible und vor allem ablenkungsfreie Remote-Arbeit ist unerwünscht. In kritischen Phasen werden die Projekträume zu war rooms. Der Ton wird dann etwas rauher.

Man erwartet vom Senior Consultant allumfassendes Wissen. Wenn er auf eine Frage antwortet, dass er dies mit seinen heimischen Kollegen im Team klären will, dann riecht das nach Schwäche, Skill Defizite.

Auch die Skalierungsambitionen sind manchmal verwegen. Man hofft, die Anzahl der eingesetzten Senior Consultants ist proportional zum Projekterfolg bzw. umgekehrt proportional zur Projektlaufzeit. Dass 20 Senior Consultants aus 15 verschiedenen Firmen nicht zwangsweise besser sind als ein paar weniger Senior Consultants mit einem vertrauten, eingespielten Team, mag manches Unternehmen nicht glauben.

Ich werde aber keine Versuche unternehmen, diese Kultur bei einem unseren Kunden zu verändern. Die Bemühungen sind zwecklos. Etwas ungehalten werde ich gelegentlich, wenn die Arbeitseffizienz in diesem Konstrukt gegen Null geht und der Kunde mit Vorwürfen kommt. Aber dann gilt es kühl zu bleiben, die Milestones im MS Project Sheet leicht zu verschieben und sich nach Nachtragsbudgets umzusehen.

Hoch lebe der Senior Consultant!

Cloud Erwartungshaltung

Im Migrationsgeschäft gibt es immer wieder größeren oder kleineren Klärungsbedarf. Angefangen vom Mißverständnis man könne Notes Applikationen durch Umbenennen der File Extension von NSF auf was auch immer einem SharePoint Server unterschieben, bis zu dem Irrglauben, dass eine Mailmigration für zigtausend User mal schnell am Freitagabend zu machen sei. Selbstverständlich vollkommen verlustfrei.

Eine anderes Mißverständnis besteht bei den Human Cloud Services. Mancher Kunde glaubt an das Wunder aus der Cloud. Wenn er denn schon brav, zukunftssicher und innovativ seine Mailboxen in die Cloud migriert hat, dann hofft er damit auch alle lästige Administrationstätigkeit und den HelpDesk in die Cloud verschoben zu haben.

Die maximale Erwartungshaltung ist, dass damit auch die User-Administration in der Cloud liegt. Microsoft macht das irgendwie. Über Tickets an cloud@microsoft.com. Ist sicher im E3-Preis drin.

Und den internen HelpDesk kann man auflösen. Telefon 0800 MICSOFT. Vanity Number. Wenn dann ein User eine Mail versehentlich in den Trash Folder geschoben hat oder der Finger zwische A und S in der Tastatur stecken geblieben ist, dann hilft ihm der O365 HelpDesk in 129 Landessprachen und 245 lokalen Dialekten wie Pfälzisch, Fränkisch, Cockney oder Lousiana Creole French. Und Gott ist ja in der Cloud auch nicht so weit weg.

Mail Migration Factory

Unsere Tagesgeschäft in den vergangenen drei Jahren und vermutlich auch in den nächsten beiden Jahren ist die Mail-Migration von Notes/Domino nach Outlook/Exchange, wobei die Variante Office365 mehr und mehr genutzt wird.

Wir nähern uns der Mail Migration Factory.

Ziel ist selbstverständlich immer: Optimaler Komfort! Möglichst schnell! Keine Collateralschäden! Billig!

Der Komfort, d.h. die Qualität des für den Endanwender sichtbaren Ergebnisses, ist stark skalierbar. Zwischen Greenfield Approach, besonders beliebt beim Management solange sie nicht selbst davon betroffen sind, und dem Transfer des letzten Archives aus der letzten Serverecke besteht ein Unterschied in Aufwand und Ergebnis. Zum Erzielen von Komfort und optimaler Akzeptanz braucht man Erfahrung und eigene Tools. Es geht sehr viel, wenn man Ahnung hat und sich Mühe gibt. Zum Schnell-sein und zur Vermeidung von Collateralschäden braucht man auch Erfahrung und vielleicht noch eine Schippe persönliches Engagement.

Bei manchen Kunden können wir aber trotzdem den gleichen Leistungsumfang erheblich billiger erbringen als bei einem anderen Kunden. Optimal ist: Leistungsfähige Hardware beim Kunden, eine schöne site-to-site-VPN-Verbindung und das Vertrauen des Kunden, das sich in großzügigen Zugängen zu allen beteiligten Systemen für die beteiligten holistic-net-Mitarbeiter darstellt. Dann kann man auch mal eine Migration, für die man 30 Tage eingeplant hat, in 15 Tagen durchziehen.

Auch wenn wir an einem solchen Projekt weniger Geld verdienen, flockig arbeiten macht erheblich mehr Spaß als der Kampf gegen die Windmühlen im Providergestrüpp und den organisatorischen Formalkram im IT-Business. Das nächste Projekt wartet ja bereits.

holistic smart café nun auch für Android

neumann

Kontaktdaten aus vielen Quellen einfach genutzt!

Eine wichtige Device-Lücke ist geschlossen. Das holistic smart café ist nun auch für Android verfügbar. Im Moment im Beta, in Kürze public. Nun können auch all die Samsung, HTCs, LGs, Nexus, … mit dem holistic smart café arbeiten.

Auf der Quellseite sind in den letzten Wochen und Monaten viele Connectoren zu CRM-Systemen hinzugekommen: Salesforce, SugarCRM und Microsoft Dynamics.

Unternehmen, für die interne Deployments nicht oder nicht mehr in Frage kommen, bieten wir die Browser Version mit der gleichen Vielfalt an Connectoren.

holistic smart café ist für alle Use Cases gerüstet.

Neues Headset – Sennheiser DW Pro1

IMG_7211Meinen Headset-Salat hab‘ ich etwas aufgeräumt, in der Hoffnung, dass alles wie versprochen funktioniert und ich intelektuell in der Bedienung nicht überfordert bin.

Erste Tests waren jedoch sehr erfolgreich. Für Call Center Profis mag es selbstverständlich sein nur mit einem Headset zu arbeiten, und die Antwort von Microsoft/IBM lautet ohnehin Softphone. Ich habe mich aber bislang mit einem USB-Headset für den Rechner und einem Headset für das Telefon herumgeschlagen und in der Hektik nicht selten das falsche Gerät auf den Kopf gesetzt. Das Sennheiser DW Pro1 ist kabellos, schaltet zudem automatisch um und ist stylisch, was ja auch zählt.

Warum Banker die digitale Transformation zuerst trifft?

vp… und zu recht!

Ich habe ein neues Auto bestellt. Geleast. Der Kundenbetreuer hat mit der Firmenbezeichnung „holistic-net“ die übliche Anfrage an die Leasing Bank des Fahrzeug-Konzerns gestellt. Die Anfrage wurde abgelehnt. Begründung: „Eine Einzelgesellschaft holistic-net gibt es nicht.“

Er hat bei der Bank angerufen und gefragt, ob sie es mal mit GmbH versucht haben. „Nö, haben wir nicht!“ Und genau deshalb wird es euch Banker als Erste erwischen. Denkt mal nach, warum.

P.S. Für meine Franzosen-Hasser-Freunde: Es war nicht die Renault Bank.

Öffnungszeiten Rathaus holistic-net

brueckentag1Wie so oft im Leben kommt es auf die Sichtweise an. Manche genießen Brückentage, weil sie dann ein verlängertes Wochenende haben, manche verfluchen Brückentage, weil dann keine S.. erreichbar ist. Ich genieße Brückentage, weil ich dann Dinge bearbeiten kann, die an den anderen Wochentagen liegen geblieben sind. Normalerweise werden die zumindest in meiner Rolle bei holistic-net auf das Wochenende verschoben, was gelegentlich zu familiärem Unfrieden führt.

In anderen Gewerben (Ärzte, Apotheken, Friseure) und im öffentlichen Dienst ist es ja üblich an manchen ganzen oder halben Tagen den Publikumsverkehr außen vor zu lassen. Darüber regen wir uns als Bürger oder Kunden gelegentlich auf. Ich würde es im Groben begrüßen, wenn sich auch in unserer Branche solch eine Regelung etablieren würde. Die Betriebsservices müssen natürlich ununterbrochen weiterlaufen, aber die Telco-Orgien, die Reisetätigkeit, die internen Meetings sollten an diesem Tag unterbleiben.

Schlaue Berater sagen jetzt: „Mach doch einfach mittwochs zu!“. Da meine Sogwirkung auf die Branche aber quasi nicht existent ist, belasse ich es mal bei diesem Diskussionsvorschlag im Blog. Einige der schlauen Berater würden dann auf ihre Web Site schreiben: „Auch mittwochs geöffnet!“

Collaboration 2016

CollaborationDem Management im Allgemeinen wird von IT Analysten, Consultants und anderen schlauen Menschen in der Szene z.Zt. einiges um die Ohren gehauen. Manager blockieren den unvermeidbaren Weg in die Cloud, haben die Notwendigkeit zur digitalen Transformation nicht verstanden, setzen auf steinzeitliche Collaboration Tools oder boykottieren gar hierarchie-übergreifende Zusammenarbeit aus niedrigen Beweggründen. Sie sind Innovationsbremsen.

Gedroht wird mit dem Verschwinden vieler Arbeitsplätze, auch Arbeitsplätze im Management, weil die Tätigkeiten dieser Menschen durch cognitive Systeme ersetzt werden können. Im Reinkultur ist dieser Prozess disruptive, d.h. das ganze Geschäftsfeld wird weggefegt.

Der anklagenden Personengruppe mag zum Zwecke des Aufrüttelns manche Formulierung genehmigt sein. Aber das flächendeckende Management Bashing bzw. die These, dass jeder, der noch einen Fußabtreter im Organigramm unter sich hat, transparente Collaboration verweigert, ist aus meiner Sicht falsch.

Ich plädiere für eine Diskussion, die weniger mit schlaumeierischen Drohgebärden arbeitet. Unterm Strich kann doch kein Manager am Untergang seines Betriebes interessiert sein. Im Gegenteil, jede Innovation, die ihm wiederum mehr Gehalt oder mehr Dividende auf das Konto spült, sollte doch begrüßt werden.

Fokusiert auf den Bereich Collaboration Tools ist doch in der technischen Umsetzung noch viel Luft nach oben. Diese Tools werden oft in einem Idealzustand – alle in einer homogenen Infrastruktur, in einer homogenen Blase, mit barrierefreien Zugriffsrechten – demonstriert. Der Alltag ist leider sehr viel heterogener und wird das auch bleiben. Allein die „single source of truth„- Vision ist doch genauso ein Wolkenkuckucksheim wie single-sign-on, funktionierende PKIs oder perfekte Security. Man fordert den Mitarbeiter auf, nur Links zu verteilen und alles in Communities zu sharen, und dann kann die Hälfte der Adressaten auf die Quelle nicht zugreifen, sie sind versehentlich nicht Member der Community, der mobile Zugriff funktioniert nicht oder krude UIs trüben das Bild.

Mir ist bislang noch kein System begegnet, dass ich auch nur ansatzweise als perfekt bezeichnen würde, und das ich einem Manager mit der Behauptung: „Dann sind zumindest alle technischen Probleme beseitigt!“ empfehlen würde.

Nun die argumentative Kehrtwendung: Dies berechtigt keinen Manager dazu im Stillstand zu Verharren, seine besitzstandswahrenden Prozesse weiter zu zementieren und Innovation auszubremsen. Die, die meinen zu wissen wie alles besser geht, die Tool-Anbieter und die Manager müssen mit gegenseitiger Kritikfähigkeit an einem Strang ziehen. Tun sie auch in der Praxis, klingt nur manchmal anders.

Zum Abschluß: Witzig finde ich, dass gerade große amerikanische Unternehmen, die ja bekanntlich die Perfektionisten im Stahlbeton-Organigramm sind, und in denen der unterste Controller mehr zu sagen hat als der genialste Entwickler, sich als Treiber modernster Collaboration positionieren.