VW Ingenieurskunst

Bildquelle:WAZ

Man weiß ja, dass Ingenieure in der Automobilindustrie hoch fliegen, speziell VW steht da im Licht. Ich bin allerdings der Meinung, dass alle Hersteller in einem Boot sitzen. Da hat keiner signifikant mehr oder weniger Dreck am Stecken.

Es ist auch hinlänglich bekannt, dass es beim Kraftstoffverbrauch eine gewisse Schere zwischen Theorie und Praxis gibt. Auch da gehen alle den gleichen Weg des Konsumentenbetruges.

Mit meinem Multivan T6 erlebte ich auf der Urlaubsfahrt allerdings ein mir bislang unbekanntes Phänomen:

Nicht Treibstoffverbrauch, sondern Treibstoffproduktion durch Autofahren.

Die Details:

  • Auch Diesel ist in Frankreich nicht ganz geschenkt, erst recht nicht auf der Autobahn. Deshalb tankte ich bei Super U vor der Auffahrt auf die Autobahn. Tankvorgang erwartungskonform, Kreditkarte funktioniert. 2-3 Minuten lang rauscht der Kraftstoff in den Tank, Pistole schaltet ab. Das Nachgeplempere spare ich mir, geht sowieso zur Hälfte auf die Füße. Den exakten Blick auf die Anzeige auch. Die Rechnung zahl ich eh privat, also auch kein Rechnungsausdruck.
  • Nach wenigen Minuten Fahrt fällt mir auf, daß die Tankanzeige immer noch kurz über Reserve steht. Auch ein Neustart des Wagens an der Péage ändert daran nichts.
  • Gattinen sind ja gelegentlich skeptisch, was die intellektuellen Leistungen ihrer Männer betrifft. „Kam da überhaupt was raus? Hast du die Pistole in den AdBlue-Tank gesteckt oder hast du einfach nur in die Landschaft getankt? Wieviel ging denn rein? Hast du eine Rechnung?“ Viele Fragen, keine glaubwürdigen Antworten.
  • Ein Online-Check der Beifahrerin auf dem Volksbank-Konto zeigt zumindest noch keine Abbuchung. So schnell mahlt die EZB nun auch nicht. Wenn alles schief gegangen ist, dann muss ich halt bald wieder tanken.
  • Nun aber beginnt das Wunder von VW. Die Tanknadel bewegt sich im gleichen Tempo, in dem sie sonst von Voll nach Leer geht, in umgekehrter Richtung. Alle 10 gefahrene Kilometer erhöht sich laut Anzeige auch die Reichweite um 10 km. Nach 200km Fahrt haben wir ca. 20 Liter Diesel produziert. Nach 300km ist der Tank dreiviertel voll.
  • Das Positive: Der Verdacht, dass ich 60 Liter Sprit in die Landschaft gegossen habe, scheint beseitigt.
    Die Angst: Was passiert wenn der Tank durch dieses Wunder der VW Ingenieurskunst überläuft?
  • Nach ca. 350km Fahrt wendet sich das Wunder in Normalität. Die Tanknadel geht wieder in gewohnter Richtung. Die Reichweite reduziert sich wieder. Die Überlaufgefahr scheint gebannt. Entspannung am Lenkrad und auf dem Beifahrersitz macht sich breit.

Nachbetrachtung: Das mystische Verhalten deutet darauf hin, dass die Tankanzeige nicht analog ist. Irgendein tolldreister Programmierer bei VW oder einem der Zulieferer hat einen Vorzeichenfehler oder etwas ähnliches implementiert.

Fazit: Trau keinem digitalen Instrument im Auto. Es ist alles Fake und folgt den nebulösen Darstellungsinteressen der Autoindustrie.

 

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