Frühjährliche Motivationsschübe

Nach dem langen, harten Winter brauchen wir Motivationsschübe. Nur in guter Stimmung entfalten wir unsere volle Leistungsfähigkeit. Es ist etwas beunruhigend, wenn man sich selbst bei dieser Launen­abhängigkeit erwischt, aber man kann ja an der Verbesserung arbeiten, zum Beispiel durch Geschäftsreisen in die Sonne.

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Die rituelle Reise zur Lotusphere in Orlando hat unter anderem den Zweck, Frühjahrssonne und Motivation zu tanken. Nachdem mir eine mexikanische Gang mit ihrem Pickup gleich nach der Ankunft meinen Mietwagen Marke Pontiac Grand Prix justiert hat, war mein Launebarometer zwar leicht nach unten gerutscht, aber die Sonne Floridas richtete es wieder. Zum Erhalt der eigenen Unversehrtheit habe ich auf eine Verfolgung der Unfallflüchtigen verzichtet.

Viel Hoffnung auf Motivationsschübe wird ja immer in die Opening General Session der Lotusphere gesetzt. 6.000 Leute lauschten Mike Rhodins Bericht zur Lage der Nation: „Future in sight“. Er musste zu Beginn seines Auftritts das winterschläfrige Publikum mit Nachdruck zu Applaus auffordern. Rhodin fehlt aber auch das ekstatische Moment eines Steve Ballmer, der gern mal den durchgeknallten Affen auf der Bühne macht. Die Kommentare nach der Veranstaltung waren je nach Laune der Kommentatoren unterschiedlich: Der eine hat den Aufbruch von IBM in ein neues Collaboration-Zeitalter erkannt, der andere das verzweifelte Sortieren von Software-Komponenten unter Einsatz von Nebelkerzen. Der Dritte war allein darüber glücklich, dass er die Bardame aus dem letzten Jahr an der Hotelbar wiedergetroffen hat. So unterschiedlich läuft die Motivationssteuerung.

Ich selbst finde es nach wie vor etwas anstrengend, dass IBM die Lotusphere-Teilnehmer auf eine Schnitzeljagd in die Labs schickt, anstatt gleich in der General Session zu sagen, was echte Ware und was Potemkinsche Dörfer sind. Ein Kollege wies mich aber darauf hin, dass dies die Existenzberechtigung der Business Partner und Consultants sichert. Motivation durch Wissensvorsprung.

Demotivierend ist es, wenn einem vom Flughafenpersonal beim Rückflug die Lotusphere-Shirts aus dem Rucksack gestohlen werden, so einem Kollegen widerfahren. Gehören Sie doch ähnlich wie Badges zur persönlichen Trophäensammlung. Die Dose Amstel Light, die mir aus dem Rucksack entfernt wurde, ist schon eher verzichtbar.

Den nächsten Motivationsschub bringt die CeBIT. Schnee, Eis und Rollsplitt sollten bis dahin aus Hannover entfernt sein. Auf zu „Digital Solutions for Work and Life“. Ich bin gespannt, wie der Veranstalter den Spagat zwischen Fachmesse und Consumer-Veranstaltung in diesem Jahr arrangiert. Auf der CeBIT-Homepage spricht man von „Digital Lifestyle zum Anfassen und Ausprobieren“. Das klingt zumindest motivierend. Ich muss noch etwas darüber nachdenken, wie wir uns als Aussteller zu diesem Motto präsentieren können.

Mit schnöder Softwaretechnik stehen wir da vor kleineren Problemen und die rituelle CeBIT-Party lebt nur am Rande von digitalen Elementen. Anyway, mit den vollen Auftragsbüchern – wie sieht so ein Buch eigentlich aus? – gehen wir dann hochmotiviert in den Sommer.

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