Frühlingsenergien oder welche Wege führen zum Entscheidungsträger?

Jedes Frühjahr – sagt man – werden beim Menschen neue Energien freigesetzt. Jahr für Jahr wird wieder einmal der Alltag umgekrempelt oder ein Neuanfang gestartet. Selbst Dinge, die im grauen Winter unvorstellbar waren, scheinen jetzt kein Hindernis zu sein. Bewaffnet mit Säge, Schere und Harke stürmen manche in den heimischen Garten, stutzen Bäume und Büsche auf Bonsai-Größe oder graben alles einmal richtig um. Andere fahren beschwingt ins Büro und kramen unter den Weihnachtskarten Projektideen vom vergangenen Jahr hervor. Sie überlegen sich kurz, woran die Vorhaben im letzten Herbst gescheitert und in der Schublade gelandet sind. Mit verfeinerter Strategie sollen diese Pläne erneut lanciert werden.

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Sobald die Strategie fachlich steht, müssen die Ideen kommuniziert werden. Und hier erhält der Frühjahrsschwung den ersten Dämpfer. In Zeiten wirtschaftlicher Zurückhaltung ist auch vieles an Kommunikationswegen verschüttet worden. Das Medium E-Mail wurde durch Spam und Viren an den Rand des Kollapses getrieben. Heute sitze ich oft länger an der Formulierung des Subjects als an der eigentlichen Nachricht. Viel zu groß ist die Gefahr, unter den Subjects der nervtötenden Flash-Logo-Anbieter mit ihrem *U*R*G*E*N*T* in der Inbox meiner Adressaten unterzugehen.

Die Kontaktaufnahme per Telefon leidet unter den gleichen Symptomen. Spamfilter in der Telefonie sind meist weiblich und blocken den Weg zum Entscheidungsträger (meist männlich) mehr oder minder perfekt ab. Das Fachgespräch wird schon im Keim erstickt.

Auf dem schriftlichen Weg sind die Chancen einer erfolgreichen Kontaktaufnahme gleich Null. Es wäre eine Studie wert, Altpapier in zwei Haufen nach gelesen und ungelesen zu sortieren und die prozentuale Verteilung der beiden Stapel über mehrere Jahre zu vergleichen. Schade um den Waldbestand in Finnland.

Bleibt nur noch eines: mit allem Elan hinaus in den Infight. Für Dienstleister und Anbieter von ITK-Produkten kann dies zur Frühjahrszeit heißen: Messestand auf der CeBIT und dort den direkten Kontakt zum potentiellen Kunden suchen. Professor Nastansky, Experte in Sachen fachlicher Kontaktaufnahme, teilte mir allerdings mit, dass er auf einen CeBIT-Besuch verzichte. Der Grund: Er wisse nicht, wie „man den Kids mit ihren MP3-Orgeln und MM-SMS-Handys“ die Themen Workflow und Projektmanagement vermitteln solle.

Die Erfindung der polyphonen Klingeltöne ist auch für mich ein Schritt, der uns alle näher an den Psychotherapeuten als an den Kunden bringt.

Die Deutsche Notes User Group bietet ein Kontaktforum, auf dem erheblich zielgerichteter und unbelasteter kommuniziert werden kann als auf der CeBIT. Ein Handy-Verbot herrscht zwar noch nicht, aber was nicht ist, kann noch werden. Die DNUG wird 2004 zehn Jahre alt und feiert ihr Jubiläum gebührend auf der 20. DNUG Konferenz in Karlsruhe.

Das Forum hat sich zu einer interessanten Plattform gemausert und sollte auch die notwendige thematische Expansion verkraften. Das ist anerkennenswert, denn die Anfänge waren durch das kaum kaschierte Interesse einiger Initiatoren geprägt, einzig und allein Kundenadressen zu sammeln.

Das Schweizer Pendant, die SNUG, wollte aus böser Vorahnung heraus definitiv keine Dienstleister und Produktanbieter in ihren Reihen sehen. Noch heute steht explizit in ihrer Satzung, dass die Mitgliedschaft nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden darf.

Die DNUG hingegen hat über die Jahre eine optimale Form gefunden, das Interesse der Anbieter (Vertrieb) und der Endkunden (Information) für alle Seiten zufriedenstellend unter einen Hut zu bekommen.

Konzentrieren wir also unsere Frühlingsenergien auf zielgerichtete und realisierbare Kontaktaufnahmen. Während man in zivilisierten Geschäftskreisen von Lobbyismus spricht, gibt’s in der Baubranche ja noch die Wildmoser-Variante. Über diese möchte ich mich heute allerdings nicht auslassen!

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