Leseerfahrungen

Buch 001Ich beneide Leute, die dreimal am Tag posten, was sie gerade an dicken Büchern gelesen haben. Egal auf welchem Medium. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie sie das schaffen. Mir gelingt eigentlich nur im Urlaub eine signifikante Massenleseleistung. Meine Liste aus dem vergangenen Urlaub:

  • Andrew Keen – Das digitale Debakel
  • Jaron Lanier – Wem gehört die Zukunft?
  • Bruce Chatwin – Patagonia
  • Max Frisch – Aus dem Berliner Journal

Medium: Das gedruckte Buch. Ich bin immer noch nicht der Mensch, der mit dem iPad oder dem Kindle am Strand liegen will.

Kurzkritiken:

  • Andrew Keen – Es gibt ja eine Unmenge schlauer Bücher über das Internet und seine Folgen. Das digitale Debakel ist trotz des reißerischen Titels eines der Besten, das ich bislang in Händen hatte. Flüssig zu lesen, nicht extremistisch, sondern nüchtern, informativ, für mich einfach passend, weil ich viele meiner persönlichen Erfahrungen untermauert sehe. Das ist ja das, nach was man beim Lesen eines Sachbuches sucht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Keen Engländer und nicht Amerikaner ist.
  • Jaron Lanier – Noch in Arbeit. Schwieriger zu lesen als Keene, z.T. etwas mystische Gedankengänge. Für mich nicht immer nachvollziehbar. Die Bodenhaftung fehlt mir manchmal etwas.
  • Bruce Chatwin – Eines meiner Lieblingsbücher. Ich bin großer Bruce Chatwin-Fan. Mindestens zum dritten mal gelesen. Phantasievoll. Die Details entziehen sich der Wahrheitsprüfung in Google, was gut ist. Irgendwann muss ich da auch mal hin nach Patagonien, obwohl man vieles dort nicht mehr so finden wird, wie Chatwin es beschrieben hat. Vermutlich hätte ich auch weder den Mut noch die Energie zu seinen Entdeckungstrips.
  • Max Frisch – Nach den schweren IT-Büchern, die sich mit dem technologischen Weltauf- oder -untergang beschäftigen, erfrischend technologiefrei. Die Schreibmaschine als Spitze der Technologieentwicklung. Die Welt in den 70ern vor der Wende aus der Sicht eines Schriftstellers. Skurile Ost-West-Probleme. Bodenständig. Der Mensch als Subjekt und nicht als Objekt.

Genug der Philosophiererei. Die IT-Tagesarbeit ruft. Zurück zu Mail-Migrationen, Connections Deployments, Produktentwicklung, Telcos und Projektstress.

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub

Le Gurp 026Bevor die Urlaubserfahrungen wieder verblassen, seien zumindest die technologisch relevanten Fakten kurz zusammengefasst. Im Groben drehen sie sich um das Thema „SmartPhone im Urlaub“.

  • iPhone 6 ist für Camping Urlaub vollkommen ungeeignet. Der Kampf gegen den roten Ladestand-Balken mit ständigen Wechsel in Flugmodus und ähnlichen Tricks zermürbt. Vielleicht sind Camper auch nicht die von Apple intendierte Zielgruppe. Der Hinweis eines Freundes: „Verdien‘ mehr Geld, dann kannst du dir ein Hotel leisten. Dort gibt´s Steckdosen.“
  • Der Versuch, das iPhone im stehenden Auto zu laden nervt auch, weil man alle 10 Minuten hin muss, um den Start-Knopf wieder zu drücken. Eine Always-On-Buchse hat mein jetziges Auto leider nicht, warum auch immer. Laut oberflächlich validierter Berechnung eines diplomierten Physikers in unserem Hause könnte ich das iPhone ca. 150 mal laden und die Karre würde dann immer noch anspringen. Aber der Hersteller will wohl die Batterie davor schützen, dass der schlaue Camper seinen 2m-hohen Getränkekühlschrank an den Zigarettenanzünder anschließt.
  • Ähnlich wie bei den PET-Flaschen, wo die Politik auch nicht die Absicht hatte mit dem PET-Flaschensammler ein neues Berufsbild zu schaffen, schafft Apple das Berufsbild „Ladegerät-Bewacher am Waschhaus“. Kinder passen für kleines Geld auf Ladegerät plus Handy auf. 50 Cent muss einem das schon mal wert sein.
  • Die Nutzung des WLAN auf dem Platz entlastet den Telekom-Week-Pass bzw. das Datenvolumen, aber ist natürlich auch nicht geschenkt. Für die 5-köpfige Familie wären das 150€ für 2 Wochen.

Am Schluss landet man dann wieder beim Tipp mit dem Mehr-Geld-Verdienen. Ich will´s mal versuchen.